Emotionen

Politikum 1/2020

herausgegeben von
Sabine Achour, Peter Massing
unter Mitarbeit von
Brigitte Bargetz, Ute Frevert, Oscar W. Gabriel, Klaus Kamps, Kristina Langeder, Jürgen Manemann, Claudia Ritter, Christian von Scheve, Rudolf Speth, Gyburg Uhlmann

Gefühle haben zurzeit einen hohen Aufmerksamkeitswert. Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre sind Emotionen zu einem zentralen Gegenstand in den Lebens-, Geistes- und Sozialwissenschaften geworden. Emotionen sind Thema interdisziplinärer Diskurse, zu denen eine Reihe von wissenschaftlichen Forschungsverbünden entstanden sind. In der deutschen Politikwissenschaft hatten es Gefühle jedoch bisher nicht leicht. Sie fremdelte mit Emotionen. Auch wenn sich in der empirischen Politikwissenschaft seit Mitte der 1980er Jahre die Emotionsforschung zu einem eigenständigen Teilgebiet entwickelt hatte u…

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Bestellnummer: 40965
EAN: 9783734409653
ISBN: 978-3-7344-0965-3
Reihe: Politikum
Erscheinungsjahr: 2020
Seitenzahl: 80
Produktinformationen

Gefühle haben zurzeit einen hohen Aufmerksamkeitswert. Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre sind Emotionen zu einem zentralen Gegenstand in den Lebens-, Geistes- und Sozialwissenschaften geworden. Emotionen sind Thema interdisziplinärer Diskurse, zu denen eine Reihe von wissenschaftlichen Forschungsverbünden entstanden sind.

In der deutschen Politikwissenschaft hatten es Gefühle jedoch bisher nicht leicht. Sie fremdelte mit Emotionen. Auch wenn sich in der empirischen Politikwissenschaft seit Mitte der 1980er Jahre die Emotionsforschung zu einem eigenständigen Teilgebiet entwickelt hatte und aktuell zumindest im Bereich der politischen Theorie immer häufiger Annäherungsversuche festzustellen sind, ist die Emotionsforschung in der Politikwissenschaft eher eine Randerscheinung geblieben. Dies ist umso erstaunlicher, als Emotionen in der Politik eine zentrale Rolle spielen. Seit jeher versuchen Politikerinnen und Politiker, mittels der gezielten Adressierung von Gefühlen das Volk zu mobilisieren und sich Legitimität für ihr Handeln zu verschaffen. Auch die Bürger*innen reagieren emotional auf die Politik und ihre Akteure. Sie wollen emotional angesprochen und von der Politik „mitgenommen“ werden. Erst vor diesem Hintergrund scheinen in jüngster Zeit Gefühle bzw. Emotionen im Kontext der Politik stärker ins Zentrum der Politikwissenschaft gerückt zu sein.

Diese Ausgabe von POLITIKUM beschäftigt sich mit unterschiedlichen Dimensionen und Aspekten des Verhältnisses von Gefühlen und Politik. Dabei geht es um ein grundlegendes sozialwissenschaftliches Verständnis von Emotionen und um die Rolle von kollektiven Emotionen in politischen Kontexten. Beleuchtet werden die Gründe der aktuellen Konjunktur von Emotionen in den Sozialwissenschaften, die Bedeutung von Emotionen für die Demokratie sowie die Beziehung von Emotionen und Nation. Außerdem beschäftigt sich die Ausgabe mit der Funktion von Emotionen in der Rhetorik der Neuen Rechten, mit Auswirkungen von Emotionen auf die Popularität von Politiker*innen, mit Strategien der Emotionalisierung politischer Nachrichten und politischer Meinungsbildung und dem Zusammenhang von Emotionen und politischer Identitätsbildung. Nicht zuletzt werden die Beziehung von Emotionen und Feminismus sowie von Emotionen und politischer Bildung thematisiert.
Insgesamt soll das Heft die Vielzahl der Dimensionen des Verhältnisses von Emotionen und Politik verdeutlichen und die Anschlussfähigkeit von Emotionen an Kernbereiche der Politikwissenschaft illustrieren.

Inhaltsübersicht

 

Schwerpunkt
Emotionen in der Politik
Der Kampf um Emotionen ist immer auch ein Kampf
um Werte und Überzeugungen, um Zugehörigkeit
und Abgrenzungen. Die Deutungshoheit über die
Emotionen in politischen Konflikten zu gewinnen, ist
eine wichtige Voraussetzung für politischen Erfolg.

 

Interview
Auch Gefühle sind Fakten
Zu Beginn der Bundesrepublik wollte man von Gefüh-
len nichts mehr wissen. Emotionalität und Rationa-
lität wurden als Gegensätze wahrgenommen. Die
Historikerin Ute Frevert erklärt, warum das so war
und inwiefern es heute anders ist.

 

Schwerpunkt
Nation und Emotion
Durch das Erstarken populistischer Parteien und
Bewegungen hat die Nation als Bezugspunkt poli-
tischen Handelns wieder an Bedeutung gewonnen. Wie
wird sie heute entworfen und vorgestellt, um zu einer
emotional erfahrbaren Gemeinschaft zu werden?

 

Schwerpunkt
Emotionen und Demokratie
Demokratie ist ein Versprechen: die Herrschaft des
Volkes. Das Volk aber setzt sich aus vielen Individuen
zusammen. Wie kann sich angesichts ihrer Verschie-
denheit ein demokratisches Wir einstellen, das der
Versuchung eines identitären Wir widersteht?

 

Schwerpunkt
Ist Empathie immer gut?
Empathie als Ausdruck einer Politik der Gefühle ist
nicht unproblematisch. Das zeigt die feministische
und postkoloniale Kritik.

 

 

Schwerpunkt
Wie rechte Rhetorik emotionalisieren kann
Rassistische und provozierende Beleidigungen durch
rechtspopulistische Bewegungen und politische
Akteure sind leicht zu erkennen. Schwieriger ist es,
die dahinterstehende Ideologie in leiseren, bildungs-
bürgerlich getarnten Äußerungen zu entlarven.

 

 

Schwerpunkt
Emotionale Politiker – populäre Politiker?
Ein Experiment zur Wirkung emotionaler Auftritte
von Angela Merkel und Gregor Gysi auf die Einstel-
lungen des Publikums gibt differenzierte Aufschlüsse.

 

Schwerpunkt
Die Politik gefühlter Nachrichten in den USA
Stimmungen und Gefühle werden immer wichtiger
als Fakten. Dies gilt für die Politik, nicht weniger aber
für die Medien. Das Resultat sind polarisierte Gesell-
schaften, in den USA noch stärker als in Deutschland.

 

Forum
Die ambivalente Rolle von Emotionen in der
politischen Bildungsarbeit
Ähnlich zögerlich wie die Politikwissenschaft ver-
halten sich Politikdidaktik und politische Bildung
gegenüber Emotionen. Dabei können Emotionen
hier auf allen Ebenen eine wichtige Rolle spielen.

 

 

Emotionen


Christian von Scheve
Emotionen in der Politik. Kollektivität,
Normativität und Diskurs     4

Interview mit Ute Frevert
Auch Gefühle sind Fakten     12

Rudolf Speth
Nation und Emotion. Von der vorgestellten
zur emotional erfahrbaren Gemeinschaft     16

Jürgen Manemann
Emotionen und Demokratie     22

Brigitte Bargetz
Politik der Empathie.
Eine feministische Kritik     28

Gyburg Uhlmann
Emotionen in der Rhetorik
der Neuen Rechten     32

Claudia Ritter
Emotionen und politische Identitäten     40

Oscar W. Gabriel
Steigern emotionale Botschaften die
Popularität von Politikern?     46

Klaus Kamps
Emotionen als Medienstrategie. Die Politik
gefühlter Nachrichten in den USA     54

Forum

Kristina Langeder
Emotive Wende? Die ambivalente Rolle von
Emotionen in Theorie und Praxis politischer
Bildungsarbeit     62

Rezensionen

Bücher zum Thema     70
Bücher zu Politik und politischer Bildung     76
Das besondere Buch     78
Literaturtipps     79

Impressum     80

Autor*innen

Dr.in Brigitte Bargetz
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin (post doc) im Bereich Politische Theorie und Ideengeschichte am Institut für Sozialwissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie Mitherausgeberin der „Femina Politica. Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft“ und arbeitet u.a. zu einer Theoretisierung affektiver Politiken zwischen Angst, Solidarität und Sentimentalität.

Prof. Dr. Ute Frevert
ist Historikerin, Geschäftsführende Direktorin des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und leitet den Forschungsbereich „Geschichte der Gefühle“.

Prof. em. Dr. Oscar W. Gabriel
war Inhaber des Lehrstuhls für Politische Systeme und Politische Soziologie an der Universität Stuttgart.

Prof. Dr. Klaus Kamps
ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart.

Kristina Langeder
ist als Referentin für politische Bildung im Friedensbüro Salzburg tätig und angehende Lehrerin für die Fächer Geschichte/Sozialkunde/Politische Bildung, Psychologie/Philosophie und Englisch.

Prof. Dr. Jürgen Manemann
ist  Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover.

Dr. Claudia Ritter
lehrt Politische Theorie und Vergleichende Politikwissenschaft am FB Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel.

Prof. Dr. Christian von Scheve
ist Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin, Mitglied des Vorstands des Sonderforschungsbereichs „Affective Societies“ sowie Research Fellow am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin.

Dr. Rudolf Speth
ist Privatdozent für Politikwissenschaft an der FU Berlin und freier Publizist.

Prof. Dr. Gyburg Uhlmann
ist Professorin für Klassische Philologie an der Freien Universität Berlin. Im Zentrum ihres Forschungsinteresses stehen antike Philosophie und Rhetorik.

Emotionen in der Politik

Kollektivität, Normativität und Diskurs | von Christian von Scheve

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