Rechtsextremismus in Institutionen

Politikum 4/2021

herausgegeben von
Sabine Achour, Peter Massing
unter Mitarbeit von
Gideon Botsch, Klaus Dörre, Thomas Gill, Florian Hartleb, Alexander Häusler, Christoph Kopke, Jakob Köster, Christiane Leidinger, Doris Liebscher, Klaus Naumann, Maximilian Pichl, Heike Radvan, Wolfgang Schroeder, Bernhard Weßels

Mag die Behauptung auch pauschal anmuten, so ist es „rechtem Denken“ doch gelungen, in fast alle staatlichen Institutionen vorzudringen. Bedeutung, Rolle und Verbreitungsmöglichkeiten des Rechtsextremismus hängen nicht zuletzt davon ab, ob und wie Institutionen auf rechte und rechtsextreme Organisationen, Ideologien und Gewalttaten reagieren. Je weniger rechtes Denken und Handeln demaskiert und diesem in Institutionen entgegengetreten wird, desto umfassender dessen Legitimierung, desto schwieriger dessen (verwaltungs)praktische und juristische Ahndung. Hat Ignoranz gegenüber bekannten rechte…

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Bestellnummer: Pk4_21
ISSN: 2364-4737
Reihe: Politikum
Erscheinungsjahr: 2021
Seitenzahl: 80
Produktinformationen
Mag die Behauptung auch pauschal anmuten, so ist es „rechtem Denken“ doch gelungen, in fast alle staatlichen Institutionen vorzudringen. Bedeutung, Rolle und Verbreitungsmöglichkeiten des Rechtsextremismus hängen nicht zuletzt davon ab, ob und wie Institutionen auf rechte und rechtsextreme Organisationen, Ideologien und Gewalttaten reagieren. Je weniger rechtes Denken und Handeln demaskiert und diesem in Institutionen entgegengetreten wird, desto umfassender dessen Legitimierung, desto schwieriger dessen (verwaltungs)praktische und juristische Ahndung.
Hat Ignoranz gegenüber bekannten rechten Strukturen und rechten Diskursverschiebungen in der Gesellschaft auch diejenigen Institutionen erfasst, die dem Staat und damit dem Wohl aller dienen sollen – ohne Ansehen der Person? Institutionelles Agieren mit Blick auf die Mordserie des NSU, nach den Morden in Hanau oder dem an Oury Jalloh sind nur wenige Beispiele, die Zweifel an diesem Grundsatz säen. Dies ist kein Thema wie jedes andere. Denn es geht um die Institutionen und ihre Funktionsträger*innen, deren zentrale Aufgabe darin besteht, den demokratischen Rechtsstaat und die Menschen zu schützen, die hier leben.
Die Grundlage dieses Heftes bildet ein Beitrag, der im Bezug auf den Begriff Rechtsextremismus terminologische Aufräumarbeit leistet. Er klärt, wie die unterschiedlichen Begriffe verschiedene Phänomene erfassen, um zu einer Differenzierung der allgemein beschriebenen Gefahr von rechts beizutragen. Welchen Einfluss hat der Einzug der AfD in alle Landesparlamente und den Bundestag sowie ihre stetige Radikalisierung? Wie steht es um die demokratische Verfasstheit von Polizei, Justiz, Bundeswehr und Verfassungsschutz?
Diese Fragen will das vorliegende Heft beantworten. Darüber hinaus beschäftigt es sich mit Rechtsextremismus in Gewerkschaften sowie rechtem Denken in Universitäten und Hochschulen, aber auch mit Angriffen von rechts auf (politische) Bildung und Schule – Stichwort Desiderius-Erasmus-Stiftung und Institut für Staatspolitik. Welche Mechanismen lassen sich bestimmen, wenn Institutionen von Rechtsaußen unterwandert werden? Die jeweiligen Beiträge gehen über bloße Diagnosen hinaus. Sie versuchen die Ursachen zu analysieren, weisen darauf hin, dass das Ausmaß des Problems noch nicht ausreichend vermessen ist, schätzen die tatsächlichen Gefahren ein und zeigen Strategien auf, wie es den Institutionen gelingen kann, sich gegen diese Entwicklungen zur Wehr zu setzen und dabei die Demokratie zu schützen.
Inhaltsübersicht

Rechtsextremismus in Institutionen


Alexander Häusler
Was ist rechts und was extrem? Begriffsklärung 

Wolfgang Schroeder und Bernhard Weßels
Die AfD auf dem Weg der Radikalisierung.
Rechtsextremismus in deutschen Parlamenten

Florian Hartleb
Auf dem rechten Auge blind?
Rechtsextremismus und der Verfassungsschutz

Klaus Naumann
Brandmauern und Brückendiskurse.
Rechtsextremismus in der Bundeswehr

Man muss noch keinen „tiefen Staat“ befürchten – aber höchste Wachsamkeit ist geboten
Interview mit Gideon Botsch

Christoph Kopke
Vorkommnisse, Vorfälle, Einzelfälle?
Rechtsextremismus in der Polizei

Maximilian Pichl
Das Rechte im Recht. Rechtsextremismus in der Justiz

Doris Liebscher
Mehr Rassismus(selbst)kritik in der juristischen Ausbildung. Ein Plädoyer

Klaus Dörre und Jakob Köster
Von klarer Kante und geduldigem Überzeugen.
Gewerkschaften und die radikale Rechte

Christiane Leidinger und Heike Radvan
Extrem rechte Studierende.
Eine Herausforderung 
für Hochschulen am Beispiel Sozialer Arbeit

Forum


Thomas Gill
„Politische Bildung“ von rechts: Das Institut für Staatspolitik

MBR
Bildungspolitik von Rechtsaußen. Das Berliner Beispiel

Rezensionen

Autor*innen
Prof. Dr. Gideon Botsch
Leiter der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus (EJGF) am Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam.

Dr. Klaus Dörre
ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Thomas Gill
ist Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Berlin.

Dr. phil. Florian Hartleb
Managing Director Hanse Advice Tallinn/Estland, Lehrbeauftragter an der Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt und an der Hochschule der Polizei Sachsen-Anhalt.

Alexander Häusler
Hochschule Düsseldorf, FB Sozial. u. Kulturwissenschaften, Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus / Neonazismus

Jakob Köster
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Christiane Leidinger
ist Politik- und Sozialwissenschaftlerin und hat die Professur für Soziologie mit besonderem Schwerpunkt Geschlechtersoziologie an der Hochschule Düsseldorf inne.

Doris Liebscher
Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, Landesstelle für Gleichbehandlung gegen Diskriminierung, Leiterin der LADG-Ombudsstelle in Berlin.

Die MBR (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin)
ist seit 2001 Anlaufstelle für alle Menschen, die sich in Berlin für eine menschenrechtsorientierte und demokratische Alltagskultur einsetzen. Sie berät bei konkreten rechtsextremen, rassistischen, antisemitischen und rechtspopulistischen Herausforderungen und begleitet die langfristige Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen. Die MBR qualifiziert seit vielen Jahren Lehramtsanwärter*innen im Umgang mit Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Rassismus und Antisemitismus.

Dr. Klaus Naumann
ist Militärhistoriker und Mitglied im 15. Beirat für Fragen der Inneren Führung des Bundesverteidigungsministeriums.

Dr. Maximilian Pichl
ist Rechts- und Politikwissenschaftler. Er ist Mitherausgeber des Report „Recht gegen Rechts“, der seit 2020 im Fischer Verlag erscheint.

Heike Radvan
Dipl.-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und Erziehungswissenschaftlerin, Professur am Institut Sozialer Arbeit an der BTU Cottbus mit den Schwerpunkten Rechtsextremismusprävention und Gemeinwesenarbeit.

Prof. Dr. Wolfgang Schroeder
Leiter des Fachgebiets Politisches System der BRD an der Universität Kassel, Research Fellow Wissenschaftszentrum Berlin (WZB).

Prof. Dr. Bernhard Weßels,
Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin und kommissarischer Direktor der Abteilung “Demokratie und Demokratisierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.
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Leseprobe zum Hören

Was ist rechts und was extrem?

Ein kurzer Versuch zur Einordnung unterschiedlicher Begriffe und deren Verwendungen