Wem nutzt die Politikwissenschaft?

Politikum Sonderheft

von
Peter Massing, Julia Reuschenbach
unter Mitarbeit von
Sabine Achour, Ursula Birsl, Isabelle Borucki, Frank Decker, Nicole Deitelhoff, Martin Elff, Dannica Fleuß, Karl-Rudolf Korte, Dominik Meier, Johannes Varwick, Joscha Wullweber, Joachim Zweynert

Von Anfang an begleiteten die deutsche Politikwissenschaft Prozesse der Selbstverortung und der Selbstvergewisserung. Dabei wurde auch immer wieder die Frage gestellt, welche Bedeutung sie für die Gesellschaft hat. In den letzten Jahren ist diese Frage zunehmend kontrovers diskutiert worden. Während einige Wissenschaftler*innen nach wie vor die Relevanz und die gesellschaftliche Wirksamkeit ihrer Disziplin betonen und ihr auf Grund ihrer modernen inhaltlichen und methodischen Ausdifferenzierung, ihrer Forschungsleistungen sowie ihrer konsolidierten Internationalisierung ein wettbewerbsfähiges…

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Bestellnummer: PkS_20
ISSN: 2364-4737
Reihe: Politikum
Erscheinungsjahr: 2020
Seitenzahl: 80
Produktinformationen

Von Anfang an begleiteten die deutsche Politikwissenschaft Prozesse der Selbstverortung und der Selbstvergewisserung. Dabei wurde auch immer wieder die Frage gestellt, welche Bedeutung sie für die Gesellschaft hat. In den letzten Jahren ist diese Frage zunehmend kontrovers diskutiert worden. Während einige Wissenschaftler*innen nach wie vor die Relevanz und die gesellschaftliche Wirksamkeit ihrer Disziplin betonen und ihr auf Grund ihrer modernen inhaltlichen und methodischen Ausdifferenzierung, ihrer Forschungsleistungen sowie ihrer konsolidierten Internationalisierung ein wettbewerbsfähiges Leistungspotenzial bescheinigen (Bleek, Gawrich), diagnostizieren andere ihre „Randständigkeit“ (Greven) und sprechen von der „Irrelevanz der Politikwissenschaft“ (Decker) oder befürchten auf Grund einer thematischen Zersplitterung den Verlust ihrer Identität.

Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) 2018 die Möglichkeit zur Ausrichtung von Thementagungen eingerichtet. Die erste Tagung fand im Dezember 2019 unter dem Titel „Wie relevant ist die Politikwissenschaft? Wissenstransfer und gesellschaftliche Wirkung von Forschung und Lehre“ statt und wurde von fünf Untergliederungen der Fachvereinigung ausgerichtet. Aus dieser Tagung ergab sich die Idee für das Sonderheft der Zeitschrift, in dem auch eine Reihe der Tagungsteilnehmer*innen mit einem Beitrag vertreten sind.

Ziel dieses Heftes ist es nicht nur, einen Einblick in die Kontroverse um den gesellschaftlichen Nutzen der Politikwissenschaft zu geben, sondern auch, einen Überblick über die zentralen Themen, Fragestellungen und Ergebnisse der einzelnen Teilgebiete und ihrer Leistungen für die Gesellschaft zu liefern. Nach einer historischen Einführung zur Debatte im Fach erläutern einzelne Teildisziplinen ihre politische Relevanz für die politische Praxis:  Politische Theorie, Demokratieforschung, Forschungen zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland, Parteienforschung, Politische Soziologie, Politische Ökonomie, Internationale Beziehungen und Politische Bildung. Ergänzt werden diese Beiträge durch Interviews zum Selbstverständnis der Politikwissenschaft sowie zur Rolle der Politikwissenschaft in der Politikberatung.

Im Ergebnis wird deutlich, dass weitgehend Einigkeit darüber besteht, dass die Politikwissenschaft für die Gesellschaft von zunehmender Bedeutung ist. Die Frage jedoch, wie diese Bedeutung der Öffentlichkeit nachhaltig vermittelt werden kann, bleibt kontrovers.

Inhaltsübersicht

 

Geschichte der Politikwissenschaft
Ist die Politikwissenschaft noch gesellschaftlich
relevant? Inwieweit könnte eine Besinnung auf ihre
Ursprünge als Demokratiewissenschaft und ihre
Bildungsfunktion die Bedeutung der Disziplin in der
Öffentlichkeit stärken? Ein historischer Blick bietet
Antworten.

 

Politische Theorie
Politische Theorie bietet Erklärungs- und Deutungs-
muster für die politische Realität an. Sie ist Grund-
lage von Kritik und Urteilsbildung sowie die Basis für
die Formulierung von politischen Alternativen. Aber
erkennt das auch jeder?

 

Demokratieforschung
Demokratieforschung gibt Hinweise über den
Zustand der Demokratie und dient dem Wissens-
transfer auf unterschiedlichen Ebenen. Welche
Beiträge leistet sie zur Stabilität und Qualität von
Demokratien?

 

Relevanz und Maßstäbe
Wie kann Politikwissenschaft zum Verständnis
gegenwärtiger Transformationsprozesse beitra-
gen? Gestaltungswissen erbringen Politikwissen-
schaftliche Professionals Schools und Governance-
Einrichtungen durch wissenschaftlich reflektierten
Praxisbezug.

 

Parteien
Die Parteienforschung ist Teil der System- und Regie-
rungslehre und gilt als interdisziplinäre Schnittstelle
zu den anderen Sozialwissenschaften. Welchen
Nutzen hat die Parteienforschung für die Parteien
selbst?

 

Politische Soziologie
Wie war es möglich, dass Donald Trump zum Prä-
sidenten gewählt wurde? Wer wählt überhaupt, wen
und warum? Die Politische Soziologie trägt zum
Verständnis des Politischen bei und gibt Antworten
auf wichtige gesellschaftliche Fragen.

 

Politische Ökonomie
Politische Ökonomie liefert Erkenntnisse zum Ver-
hältnis von Staat, Markt und Gesellschaft. Sie arbei-
tet die jeweiligen Bedingungsverhältnisse und ihre
Verflechtungen heraus und untersucht die damit
verbundenen Machtverhältnisse.

 

Internationale Beziehungen
IB analysiert alle Formen des politischen Handelns
verschiedener Akteure, die nationalstaatliche
Grenzen überschreiten. Wie kann es ihr auf diesem
schwierigen Gebiet gelingen, zur qualifizierten poli-
tischen Urteilsbildung beizutragen?

 

Politische Bildung und Politikwissenschaft
Politische Bildung ist mehr als Demokratiebildung.
Gerade für den Bereich der Demokratiebildung ist
es aber wichtig, den Bezug zur Politikwissenschaft
nicht zu vernachlässigen, um ein naives und roman-
tisierendes Demokratieverständnis zu vermeiden.

 

Wem nutzt die Politikwissenschaft?

Peter Massing
Ursprünge und Selbstbeschreibungen
der Politikwissenschaft     4

Dannica Fleuß
Warum Politische Theorie nicht praxisfern
sein muss     10

Interview mit Frank Decker
zur „Versozialwissenschaftlichung“ der
Politikwissenschaft     18

Ursula Birsl
Neue Wege der Demokratieforschung     22

Karl-Rudolf Korte
Kopf oder Zahl? Über Relevanz und Maßstäbe
der Politikwissenschaft     30

Interview mit Nicole Deitelhoff
Mut zur Polarisierung     36

Isabelle Borucki
Ein Plädoyer für mehr Dialog zwischen dem Fach
und seinem Gegenstand: Parteienforschung     40

Martin Elff
Wann wird Unzufriedenheit zu einer Gefahr für die
Demokratie? Zur gesellschaftlichen Relevanz der
Politischen Soziologie     46

Joscha Wullweber und Joachim Zweynert
Geld, Staatsschulden und Wirtschaftskrisen.
Der Mehrwert der Politischen Ökonomie     52

Interview mit Dominik Meier
über die Perspektive der Politikberatung     58

Johannes Varwick
Politik unter den Bedingungen der Anarchie –
Internationale Beziehungen     62

Sabine Achour
Das Revival der politischen Bildung – ein Höhenflug
nur mit der Politikwissenschaft ?!     68

Rezension
Überblick über die Diskussionsbeiträge einiger
Fachvertreter*innen     76

Autor*innen

Dr. Sabine Achour
ist Professorin für Didaktik der politischen Bildung an der Freien Universität Berlin und Mitherausgeberin von Politikum.

Dr. Ursula Birsl
ist Politikwissenschaftlerin und Universitätsprofessorin für Demokratieforschung mit den Schwerpunkten EU, Politische Systeme im europäischen Vergleich und BRD an der Philipps-Universität Marburg.

Dr. Isabelle Borucki
leitet seit Februar 2018 DIPART. Digitale Parteienforschung – Parteien im digitalen Wandel, eine Nachwuchsforschungsgruppe an der NRW School of Governance, Universität Duisburg-Essen.

Prof. Dr. Frank Decker
lehrt Politische Wissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und ist Wissenschaftlicher Leiter der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP).

Prof. Dr. Nicole Deitelhoff
ist seit 2009 Professorin für Politikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie ist Sprecherin des vom BMBF geförderten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Geschäftsführende Direktorin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) sowie designierte Direktorin des Forschungsverbundes „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität Frankfurt. Sie forscht zur Umstrittenheit und zu Krisen von Institutionen und Normen, Grundlagen politischer Herrschaft und ihrer Legitimation, Formen von Opposition und Dissidenz sowie zu Demokratie und Zusammenhalt.

Prof. Dr. Martin Elff
lehrt Politische Soziologie an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen am Bodensee.

Dr. Dannica Fleuß
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Politische Theorie an der Helmut-Schmidt Universität/Univ. der Bundeswehr Hamburg und Research Associate am Centre for Deliberative Democracy and Global Governance der University of Canberra (Australien). Sie ist eine der Vorsitzenden der Specialist Group für „Participatory and Deliberative Democracy“ der Political Studies Association (UK).

Dr. Karl-Rudolf Korte
ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, seit 2006 Direktor der NRW School of Governance und Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift für Politikwissenschaft – Journal of Political Science.

Dr. Peter Massing
war Professor für Politikwissenschaft und Politikdidaktik an der Freien Universität Berlin. Er ist Mitherausgeber von Politikum.

Dominik Meier
ist Vorsitzender der de’ge’pol – ­Deutsche Gesellschaft für Politikberatung und Inhaber der Strategieberatung Miller & Meier Consulting (MMC), die er 1997 gemeinsam mit Constanze Miller gründete. Er ist stv. Vorsitzender der Public Affairs Community of Europe (PACE) und im Beirat von Transparency International Deutschland. Dominik Meier studierte Soziologie, Geschichte und Theologie in Freiburg und Paris.

Prof. Dr. Johannes Varwick
lehrt Internationale Beziehungen und Europäische Politik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, ist Präsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik und Mitherausgeber von Politikum.

PD Dr. Joscha Wullweber
ist derzeit Vertretungsprofessor für Politische Ökonomie und Global Governance an der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Witten/Herdecke.

Dr. Joachim Zweynert
ist Professor für Internationale Politische Ökonomie an der Universität Witten/Herdecke.

Kopf oder Zahl?

Über Relevanz und Maßstäbe der Politikwissenschaft | von Karl-Rudolf Korte

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