Antisemitismus

Politikum 4/2024

herausgegeben von
Sabine Achour
unter Mitarbeit von
Sina Arnold, Larisa Buhin, Philipp Graf, Sara Han, Thomas Haury, Ursula Henningfeld, Sarah Jadwiga Jahn, Linda Juang, Justine Kohl, Agata Kraj, Jannis Niedick, Özen Odag, Armin Pfahl-Traughber, Marcus Scheiber, Stefanie Schüler-Springorum, Matthias Springborn, Alexander Weidle

Im Oktober 2019 übte ein bekennender Rechtsextremist am höchsten jüdischen Feiertag – Jom Kippur – in Halle ein Attentat aus, bei dem er explizit betende Jüdinnen und Juden in der Synagoge ermorden wollte. Seit dem Terrorakt der Hamas am 7. Oktober 2023 im Süden Israels und dem darauffolgenden Krieg erleben wir weltweit eine neue und andere Welle des Antisemitismus. Während einige Menschen aus dem linken und dem muslimischen Spektrum Israel das Existenzrecht absprechen, stehen nun rechte und rechtsextreme Politiker:innen vermeintlich an der Seite Israels. Diese Gemengelage kanalisiert sich in…

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Dieser Titel erscheint voraussichtlich im Dezember 2024

Bestellnummer: Pk4_24
ISSN: 2364-4737
Reihe: Politikum
Erscheinungsjahr: 2024
Seitenzahl: 88
Produktinformationen
Im Oktober 2019 übte ein bekennender Rechtsextremist am höchsten jüdischen Feiertag – Jom Kippur – in Halle ein Attentat aus, bei dem er explizit betende Jüdinnen und Juden in der Synagoge ermorden wollte. Seit dem Terrorakt der Hamas am 7. Oktober 2023 im Süden Israels und dem darauffolgenden Krieg erleben wir weltweit eine neue und andere Welle des Antisemitismus. Während einige Menschen aus dem linken und dem muslimischen Spektrum Israel das Existenzrecht absprechen, stehen nun rechte und rechtsextreme Politiker:innen vermeintlich an der Seite Israels. Diese Gemengelage kanalisiert sich in antisemitischem Hass und Hetze, sowohl online als auch auf den Straßen. Sie richten sich zwar zunächst augenscheinlich gegen „die Juden“, sind aber vielmehr eine Bedrohung unserer gesamten Demokratie, die die Rechte von Minderheiten schützen und stärken und die das friedliche Zusammenleben aller gewährleisten soll. Die genannten Beispiele des Hasses, die in ihrer Brutalität aus dem in Deutschland nachweislich verbreiteten „Alltagsantisemitismus“ herausstechen, zeugen von der Transformations- und Anschlussfähigkeit des Phänomens Antisemitismus. Nach dem Attentat in Halle schrieb das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2020 die Förderlinie „Aktuelle Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus“ aus. In zehn bundesweit aufgestellten Forschungsverbünden wurden in den vergangenen vier Jahren sowohl grundlegende als auch praxisorientierte Untersuchungen zu unterschiedlichen Dimensionen, Akteur:innen und Adressat:innen bearbeitet. Mit dieser Ausgabe von Politikum werden Ergebnisse aus diesen, aber auch weiteren Forschungen vorgestellt. Dabei wird u. a. den Fragen nachgegangen, welche Vor- und Nachteile die derzeit heftig debattierten Antisemitismusdefinitionen bieten, wie israelbezogener Antisemitismus von legitimer Kritik an der Regierung Israels unterschieden werden kann, wie Deepfakes antisemitische Narrative bedienen und wie man sie dekonstruiert oder auch, ob Graphic Novels als Unterrichtsmaterial in der Antisemitismusprävention geeignet sind. Mit den Einordnungen, Bestandsaufnahmen und Empfehlungen laden wir ein, sich mit unterschiedlichen Aspekten des Phänomens zu befassen, und bieten Einblicke in aktuelle Forschungen und neueste Materialien.
Inhaltsübersicht

Antisemitismus


Stefanie Schüler-Springorum
„Der ewige Antisemitismus“


Armin Pfahl-Traughber
Israelbezogener Antisemitismus oder legitime Kritik?
Kursierende Definitionen zur Differenzierung kritisch geprüft


Thomas Haury
Schwierige Gemengelagen
Zur Unterscheidung von israelbezogenem Antisemitismus und nicht-antisemitischen Antizionismen in Geschichte und Gegenwart


Sara Han
Die Verbindung zwischen christlichem Antisemitismus und der Neuen Rechten in Deutschland


Sina Arnold
„Importierter“ Antisemitismus?
Zur Funktionalität eines zweifelhaften Konzepts


Sarah Jadwiga Jahn
„From the river to the sea, Palastine will be free“
Herausforderungen und Perspektiven für den Rechtsstaat


Antisemitismus begegnen


Marcus Scheiber
Antisemitische Deepfakes
Dekonstruktion über Bildwissen 


Ursula Hennigfeld
Antisemitismusprävention im Schulunterricht
Kriterien zum Einsatz von Graphic Novels


Projekt RESPOND!
Antisemitismus in den sozialen Medien junger Menschen
Ein Training zur Stärkung der Medien- und Handlungskompetenz


Matthias Springborn
Geldverleiher im Mittelalter?
Herausforderungen bei der Darstellung von Jüdinnen und Juden, vom Judentum und von Israel in Schulbüchern


Philipp Graf und Alexander Weidle
Das Objekt zum Subjekt machen
Jüdische Alltagskultur in Deutschland vermitteln 


Buchbesprechungen

Autor*innen
Dr. Sina Arnold,
Sozialwissenschaftlerin, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung und Projektleiterin am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt. 

PD Dr. Philipp Graf
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow (Leipzig).

Thomas Gräfe
freier Historiker in Vlotho. Forschungsschwerpunkte: Antisemitismus, deutsch-jüdische Geschichte, „Arisierung“ und Wiedergutmachung.

Dr. Sara Han
wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-Verbundprojekt „Christliche Signaturen des zeitgenössischen Antisemitismus“ an der Freien Universität Berlin des Forschungsnetzwerk Antisemitismus im 21. Jahrhundert (FoNA21). Den Schwerpunkt ihrer Forschungen bilden die theologische Antisemitismusforschung und der jüdisch-christliche Dialog nach der Shoa.

Prof. Dr. Ursula Hennigfeld
Professorin für romanistische Literatur- und Kulturwissenschaft (Französisch, Spanisch) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Sie leitet das französisch-deutsche Teilprojekt im BMBF-geförderten Forschungsverbund "Antisemitismusprävention im europäischen Schulunterricht" (AIES).

Dr. Sarah Jadwiga Jahn
lehrt als hauptamtliche Dozentin für Ethik und Interkulturelle Kompetenz an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW). Sie ist Leiterin des Teilprojekts „Die Verortung von Antisemitismus in der Polizeiausbildung am Beispiel des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen“ im BMBF-Verbundprojekt „EMPATHIA³ - EMpowering Police Officers and TeacHers in Arguing Against Antisemitism“.

Prof. Dr. phil. Armin Pfahl-Traughber,
Politikwissenschaftler und Soziologe, ist hauptamtlich Lehrender an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl und Lehrbeauftragter an der Universität Bonn.

Marcus Scheiber
Diskurssemiotiker mit Arbeitsschwerpunkten in den Bereichen kritische Diskursanalyse, Internetlinguistik, Multimodalitätsforschung und Antisemitismusforschung. Seit 2020 verfolgt er ein Promotionsprojekt an der Universität Vechta und der Universität Wien, in dem er untersucht, wie das Kommunikationsformat Meme für antisemitischen Kommunikationsstrategien innerhalb der digitalen Sphäre nutzbar gemacht wird.

Prof. Dr. Schüler-Springorum
Historikerin und Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin.

Dr. Matthias Springborn
wissenschaftlicher Mitarbeiter und Postdoc am Leibniz-Institut für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut (GEI).

Alexander Weidle
studierte Deutsch, Geschichte und Erziehungswissenschaften für Gymnasiales Lehramt und arbeitet an einem Promotionsprojekt zur Vergemeinschaftung der „Buchenlanddeutschen“. 

Das RESPOND-Team
Prof. Özen Odağ ist Professorin für Psychologie am Touro University Berlin und Projektleiterin von RESPOND!. An der Schnittstelle zwischen Kultur- und Medienpsychologie erforscht sie das mediengestützte Empowerment vulnerabler sozialer Gruppen.
Jannis Niedick ist Geschichts- und Erziehungswissenschaftler, der zurzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt RESPOND! arbeitet. Außerdem war er mehrere Jahre lang als Bildungsreferent für einen Jugendverband in der außerschulischen Bildungsarbeit tätig.
Agata Maria Kraj ist Politikpsychologin, die zurzeit als Projektkoordinatorin bei RESPOND! arbeitet. Zu ihren Forschungsinteressen gehören soziale Identität und Gruppenbeziehungen, Intersektionalität sowie Stereotypen, Vorurteile und Diskriminierung.
Prof. Linda Juang, Ph.D., ist Professorin für integrative Pädagogik an der Universität Potsdam. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Anpassung von Jugendlichen und Studenten mit Migrationshintergrund im Kontext von Familie, Schule und Gemeinschaft, die sie aus der Perspektive eines ökologischen Systems betrachtet.
Justine Kohl ist Linguistin und arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Bielefeld im Projekt RESPOND!. Im Rahmen ihrer Dissertation möchte sie mit Hilfe der Konversationsanalyse subtile und interaktive Erscheinungsformen von antisemitischer Hassrede mikroanalytisch untersuchen.
Prof. Larisa Buhin-Krenek ist Professorin für Psychologie am Touro University Berlin und Projektleiterin von RESPOND!. Sie ist ausgebildete Beratungspsychologin mit Erfahrung in der Entwicklung von Präventionsprogrammen zur Förderung von multikulturellen Kompetenzen bei Jugendlichen.

Antisemitische Deepfakes

Dekonstruktion über Bildwissen