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Produktinformationen

Eine freie und zugleich faktenbasierte öffentliche Diskussion ist konstitutives Element einer jeden Demokratie. Es ist, so Jürgen Habermas in seiner Neufassung des Klassikers „Strukturwandel der Öffentlichkeit“, keine beliebige politische Richtungsentscheidung, sondern verfassungsrechtliches Gebot, eine Medienstruktur und ein Mediensystem aufrechtzuerhalten, die/das den inklusiven Charakter der Öffentlichkeit ermögliche. Das ist in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft und angesichts veränderte technischer Möglichkeiten und Bedingungen sowie damit zusammenhängender grundlegender Veränderung von Diskursräumen eine schwierige Aufgabe. 

Wenn das Institut für Demoskopie Allensbach feststellt, dass die Meinungsfreiheit in Deutschland als gefährdet wahrgenommen wird, muss das große Sorge bereiten. Rund 40 Prozent der Befragten gaben jüngst in Umfragen an, dass Menschen ihre Meinung nicht mehr frei äußern könnten, aus Angst vor negativen Konsequenzen. Dies betrifft nicht nur den öffentlichen Raum, sondern auch den privaten Bereich und soziale Medien. Zugleich verroht der öffentliche Diskurs zusehends, greifen Fake News und dogmatische Wahrheitsansprüche um sich – und erschweren rationale Debatten. 

Diese Ausgabe von POLITIKUM nimmt die Zusammenhänge von Mediensystem, Mediennutzung, technischen Veränderungen und Diskussionskultur in den Blick. Zunächst werden Mediennutzung als unterschätzte Grundlage von Demokratie beleuchtet und Medienkritik und -bildung im Zeitalter von „Postdigitalität“ in den Blick genommen. Die Autor:innen fragen nach der Macht von Algorithmen und politischer Manipulation durch Fake News, analysieren aber auch kritisch Wahrheitsansprüche, Moralisierung von politischen Diskursen und defekte Debattenkulturen. Zudem wird die Kriegsberichterstattung deutscher Nachrichtenmedien beleuchtet und der „Diskursmonitor“ vorgestellt, eine frei zugängliche Online-Plattform, die über die Muster in Sprache und strategischer Kommunikation in Politik, Medien, Wirtschaft und Recht informiert. In zwei Interviews wird kritisch über digitale Transformation sowie über die Rolle von Wikipedia bei der Konstruktion von Öffentlichkeit nachgedacht. Ein Glossar medienwissenschaftlicher Begriffe hilft dabei, die Fachdebatte zu strukturieren. 

Es steht viel auf dem Spiel, wenn Medien und Mediensystem ihre Aufgaben in einer Demokratie nicht mehr angemessen wahrnehmen (würden) und demokratische Diskursregeln „den Bach runter gehen“ (könnten). Höchste Zeit also, sich Klarheit darüber zu verschaffen, welchen Wert freie Diskussion und ihre medienpolitischen Grundlagen und Voraussetzungen für stabile Demokratie und antiautoritäre Resilienz haben.

Inhaltsübersicht

Medien Macht Meinung


Mediennutzung – die unterschätzte Grundlage von Demokratie

von Martin Emmer


Wem gehört die Wahrheit? Wissenschaft, Öffentlichkeit und die demokratische Gesellschaft

von Claudia Wittig


Im Zeitalter der Postdigitalität

Wohin führt der Weg von Medienkritik und Medienbildung?

von Sonja Ganguin und Johannes Gemkow


Glossar: 30 Begriffe der Medienforschung

von Lena Strauß


Demokratie unter Druck

Fake News, politische Manipulation und die neue Öffentlichkeit

von Silke van Dyk


Digitale Transformation der Öffentlichkeit: Verantwortung neu ausbuchstabieren

Interview mit Torben Klausa


Die stille Macht der Algorithmen

von Marcel Schütz

 

Defekte Debatten – wie Streit nicht zum Dauerstress wird

von Korbinian Frenzel


Die Moralisierung politischer Diskurse ist Gift für die Demokratie

von Ingo Pies


Umstrittener Kompetenzvermutungseffekt

Die Rolle von Wikipedia bei der Konstruktion von Öffentlichkeit

Interview mit Pavel Richter


Kriegsberichterstattung in deutschen Medien

von Marcus Maurer


Forum


Der Diskursmonitor

Sprache und Strategische Kommunikation als Gegenstand politischer Bildung

von Friedemann Vogel, Benjamin Bäumer und Denis Gerner

Autor*innen

Benjamin Bäumer
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar (Sozio- und Diskurslinguistik) der Universität Siegen.


Prof. Dr. Martin Emmer
lehrt Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin und leitet die dortige Arbeitsstelle Mediennutzung. Er war Gründungsdirektor des Weizenbaum-Instituts in Berlin und leitet dort das Weizenbaum Digital Science Center. 


Korbinian Frenzel
ist Moderator und Redaktionsleiter des Debattenformats "Studio 9" bei Deutschlandfunk Kultur. 


Prof. Dr. Sonja Ganguin
ist Professorin für Medienkompetenz- und Aneignungsforschung der Universität Leipzig, Direktorin des Zentrums für Medienproduktion sowie stellvertretende Standortsprecherin, Principal Investigator und Mitglied im Institutsrat des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt. 


Dr. Johannes Gemkow
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt an der Universität Leipzig. 


Denis Gerner
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar (Sozio- und Diskurslinguistik) der Universität Siegen. 


Prof. Dr. Marcus Maurer
lehrt Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Politische Kommunikation am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 


Prof. Dr. Ingo Pies
lehrt Wirtschaftsethik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 


Pavel Richter
war Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland und ist Autor des Buches „Die Wikipedia-Story. Biografie eines Weltwunders“. Heute ist er Inhaber der Agentur „Wikisherpa“ (https://www.wikisherpa.de).


Lena Strauß
studiert Politik- und Kommunikationswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg und arbeitet am Lehrstuhl für internationale Beziehungen und europäische Politik. 


Prof. Dr. Friedemann Vogel
lehrt Germanistische Linguistik sowie Sozio- und Diskurslinguistik am Germanistischen Seminar der Universität Siegen. 


Dr. Claudia Wittig
lehrt Geschichtswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Kurzbeschreibung

Eine freie und zugleich faktenbasierte öffentliche Diskussion ist konstitutives Element einer jeden Demokratie. Das ist in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft und angesichts veränderter technischer Bedingungen sowie grundlegender Veränderung von Diskursräumen eine schwierige Aufgabe. Zugleich verroht der öffentliche Diskurs zusehends, greifen Fake News und dogmatische Wahrheitsansprüche um sich – und erschweren rationale Debatten. Diese Ausgabe von nimmt die Zusammenhänge von Mediensystem, Mediennutzung, technischen Veränderungen und Diskussionskultur kritisch in den Blick.