Armut und Armutszeugnisse
Armutsforschung ist auch eine immerwährende Suche nach geeigneten Messinstrumenten zur Operationalisierung von Armut. Heute stehen uns viele verschiedene Indizes und Indikatoren zur Verfügung, wie die relative und die absolute Armutsgrenze. Doch Operationalisierung bedeutet immer Grenzziehung, die Entscheidung, wer als arm gilt und wer nicht. Auch wenn sich die Messinstrumente als sinnvoll erwiesen haben, sind festgelegte Grenzen stets ein Produkt aus herrschenden Diskursen und Interessen. Sie werden gesellschaftlich hergestellt und bedürfen deshalb einer stetigen Reflexion und Kritik.
Die Selbstverpflichtung der Staatengemeinschaft
Angesichts der Nichterfüllung der Milleniumsentwicklungsziele haben sich die Staaten also in Form der UN-Nachhaltigkeitsziele auf eine neue Agenda verständigt, um die zentralen Menschheitsprobleme anzugehen. Soziale Fragen zur Verbesserung der Lebensbedingungen weltweit nehmen in beiden Selbstverpflichtungen einen sehr breiten Raum ein; Hunger und Armut sowie die daraus entstehenden Folgen wie schlechte Gesundheitsversorgung und mangelnde Schulbildung sollen wirksam bekämpft werden. Während an dieser Stelle offenbleiben muss, weswegen die Realisierung der Ziele bis 2015 nicht gelang, kann es angesichts der Covid-19-Pandemie sowie des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine kaum überraschen, dass auch beim erneuten Anlauf eine Abschaffung von Hunger und Armut beim aktuellen Stand nicht verwirklicht werden kann. Ein „Armutszeugnis“, so der Titel…
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