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Der Interviewte

Dr. Torben Klausa ist „Innovation Lead für Digitale Öffentlichkeit“ bei der Agora Digitale Transformation, einem gemeinnützigen Thinktank mit Sitz in Berlin.

Interview: Digitale Transformation der Öffentlichkeit

Verantwortung neu ausbuchstabieren


POLITIKUM: Wie würden Sie den Begriff „digitale Öffentlichkeit“ definieren? Und wie unterscheidet sich die digitale von der klassischen Öffentlichkeit?

KLAUSA: Bei Öffentlichkeit geht es um eine Art der Vermittlung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Positionen. Die Mechanismen, durch die diese Kommunikation – also der Meinungsaustausch und die Meinungsbildung – stattfindet, haben sich durch die digitalisierte Medienwelt grundlegend verändert.

POLITIKUM: Ist das nicht schon ein Umsturz von singulärer Art für öffentliche Diskussionen?

KLAUSA: Ein Umsturz – ja. Aber ich würde nicht sagen, dass er singulärer Art ist. Wir hatten bereits ähnliche Umwälzungen, etwa durch den Buchdruck und die Rundfunktechnik. Das hier ist nur eine weitere große Veränderung.

POLITIKUM: Welche Chancen bietet die digitale Öffentlichkeit für demokratische Willensbildungsprozesse?

KLAUSA: Im Gegensatz zur alten Öffentlichkeit, in der Reichweite elitär vermittelt wurde, kann sich heute potenziell jeder an die Öffentlichkeit wenden – ohne klassisch medial vermittelt zu sein, also ohne dass Journalisten dieser Meinung Reichweite verschaffen müssen. Durch digitale Technologien besteht die Möglichkeit, in Sekundenschnelle potenziell alle Menschen zu erreichen und mit ihnen in Austausch zu treten. Darin liegt eine riesige Chance und auch ein demokratisches Versprechen.

POLITIKUM: Und welche Risiken sehen Sie, etwa in Bezug auf Polarisierung, Desinformation oder Echokammern?

KLAUSA: Das größte Risiko besteht meines Erachtens darin, dass wir die Machtstrukturen nicht erkennen, durch die all diese negativen Phänomene wie Hass und Hetze verstärkt verbreitet werden. Das Internet und digitale Plattformen sind keine neutralen Technologien und sie sind auch nicht inhaltsagnostisch. In der Theorie vielleicht, aber de facto eben nicht. Denn bestimmte Inhalte finden über dominierende Player wie Facebook, Instagram, TikTok größere Verbreitung als andere. Die Frage, welche Inhalte sichtbar werden, orientiert sich nicht an demokratischem Diskurs, Ausgleich oder Kompromissfindung, sondern an ganz anderen Maximen. Und das fällt uns zunehmend durch Effekte wie Hassrede und Desinformation auf die Füße. Als größtes Risiko sehe ich daher die neuen technologischen Machtstrukturen.

POLITIKUM: Dann sind wir beim Stichwort Algorithmen. Wie beeinflussen diese die Sichtbarkeit von Inhalten in der digitalen Öffentlichkeit – und welche Konsequenzen hat das für den Diskurs? Sind Sie dafür, dass man Algorithmen offenlegt und sie als öffentliches Gut behandelt?

KLAUSA: Zunächst ist es ein großer Vorteil, dass es diese strukturierenden Algorithmen gibt. Wenn jeder und jede sich äußern kann und potenziell Reichweite erzielt, muss das ja irgendwie sortiert werden. Wir können das…

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