Der Autor

Oscar Prust M. A. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Halle-Wittenberg und promoviert zur Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Sicherheitspolitik.

Drohnen, Cyber und moderne Waffentechnologie im Ukrainekrieg: Gamechanger oder Randaspekt?

Die erbarmungslosen Gefechte im Donbass erinnern auf den ersten Blick ­mehr an den Ersten Weltkrieg als an einen Hightech-dominierten Cyberkrieg. Im Lichte des russischen Überfalls auf die Ukraine müssen militärische Fragen der Kriegsführung dennoch grundlegend neu bewertet werden. Das gilt besonders für die Auswirkungen disruptiver Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), also der zunehmenden Vernetzung, Automatisierung und Implementierung maschinellen Lernens, auf die wehrtechnische Entwicklung und Kriegsführung. Denn moderne maschinell lernende KI, die künstliche neuronale Netze verwendet, bietet ­ die Möglichkeit erheblicher Leistungssteigerung. KI-Technologien finden breiten Einzug in das Militär.

Im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine spielen Digitalisierung und Automatisierung auf beiden Seiten eine erhebliche Rolle. Den ukrainischen Streitkräften gelingt es, sich dem weitaus größeren russischen Militär wirksam entgegenzustellen. Angesichts der numerischen und materiellen Überlegenheit der Russischen Föderation sind es vor allem die westlichen Waffenlieferungen und die erstaunliche Durchhaltefähigkeit der Ukraine, die die Vermutung nahelegen, dass moderne Technologien eine wichtige Rolle im Konflikt spielen (siehe hierzu den Beitrag von Kersten Lahl in diesem Heft). Das Spektrum der von zunehmender Vernetzung und algorithmischer Automatisierung betroffenen Technikfelder mit wehrtechnischem Bezug ist breit gefächert. Gleichwohl verdichtet es sich im Ukrainekrieg auf einige Einzeltechnologien, denen quantitativ wie qualitativ eine herausragende militärische Bedeutung zukommt. Dazu zählen in erster Linie: Drohnen, Feuerleitsysteme, präzisionsgelenkte Geschosse, Kommunikationssoftware und Cyber­operationen.

Mit Blick auf die Wirksamkeit bestimmter westlicher Waffen kam es in den Medien wiederholt zu einer regelrechten Euphorie. Doch trotz der unbestreitbaren Wirkung der meisten dieser Systeme lässt die anfängliche Begeisterung um sie als ‚Gamechanger‘ allmählich nach. Hinzu kommt, dass es nicht (Militär-)Technologien per se sind, die Folgen für den Kriegsverlauf haben, sondern auch die Zielvorstellungen und Leitbilder der politischen und militärischen Entscheidungsträger. Die Analyse darf sich aus diesem Grund nicht auf eine bloße Technologiebewertung beschränken. Vielmehr muss sie ergänzt und verbunden werden mit der Analyse politischer und strategischer Vorgaben.

  • Sind KI-gestützte Technologien tatsächlich ausschlaggebende ‚Gamechanger‘ für die Kriegsführung im 21. Jahrhundert oder entpuppen sie sich als Randaspekt?
  • Welche neuen Rüstungstechnologien kommen im Ukrainekrieg zum Einsatz? 
  • Und worin liegen ihre Vor- und Nachteile?

Vernetzte Kriegsführung der nächsten Generation
Die kontinuierliche Kooperation mit westlichen Partnerstaaten seit den 1990er Jahren, vor allem in…

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