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Die Autorin

Prof. Dr. Sonja Ganguin ist Professorin für Medienkompetenz- und Aneignungsforschung der Universität Leipzig, Direktorin des Zentrums für Medienproduktion sowie stellvertretende ­Standortsprecherin, Principal Investigator und Mitglied im Institutsrat des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Der Autor

Dr. Johannes Gemkow ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut ­Gesellschaftlicher Zusammenhalt an der Universität Leipzig.

Im Zeitalter der Postdigitalität

Wohin führt der Weg von Medienkritik und Medienbildung?

Das Zeitalter der Postdigitalität beschreibt die Unvermeidbarkeit digitaler Technologien und Algorithmen mit ihren kulturellen Praktiken. Medienkritik – das kritische Wahrnehmen, Decodieren, Analysieren, Reflektieren und Beurteilen von Medien, ihren Inhalten, Formaten, Genres und Entwicklungen – steht damit vor enormen Herausforderungen. Unterschiedliche medienpädagogische Konzepte versuchen, Medienkompetenz, -kritik und -bildung an die heutigen Bedingungen anzupassen. Denn der Bedeutungszuwachs digitaler Medien für die individuelle Ebene des Alltags und für die strukturierende Ebene von Gesellschaft und Politik ist folgenreich.


Soziale Medien, Smartphones oder KI-Technologien sind selbstverständliche Bestandteile unserer Lebens- oder Medienwelt, sind aber historisch gesehen erst sehr jung. So kam erst 2007 das erste iPhone auf den Markt. Und es wiederholt sich ein Phänomen, das bei vielen technologischen Revolutionen zu beobachten ist: Die soziale, politische und rechtliche Regulierung der neuen Technik bleibt hinter deren Entwicklungsgeschwindigkeit zurück. Konkret, die rasante technologische Evolution des Digitalen und ihr enormer Bedeutungsgewinn im Privaten, im Bildungssektor, in der Industrie, aber auch in der Politik überschlagen sich und laufen notwendigen Regulierungsbemühungen durch staatliche Organe bzw. durch gesetzliche Flankierung weit voraus. Allerdings wird auch der individuelle Umgang mit der Digitalisierung vor neue Bewältigungsaufgaben gestellt.

Wir stecken, metaphorisch gesprochen, noch in der Pubertät im Umgang mit den Möglichkeiten der digitalen Medien. Die durchaus politischen Diskurse darüber differenzieren sich allerdings stark aus. Die Forderungen, den digital-medialen Fortschritt und seine unerhörte kommerzielle Konzentration auf wenige finanziell und politisch ungemein mächtige Tech-Akteure abzugleichen mit der individuellen Freiheit der Mediennutzenden sowie den Interessen eines rechtsstaatlich und demokratisch ausgerichteten Allgemeinwohls, stießen in Deutschland, aber auch international bis vor kurzer Zeit auf einen breiten Konsens. Man erkannte die Notwendigkeit medienkritischer Bildung sowie einer sozialverträglichen Regulation des Digitalen durch staatliche Akteure unumwunden an – allerdings nur bis vor kurzer Zeit.


Digitale Medien im Zentrum eines ,Kulturkampfes‘

In der letzten Zeit bekommt der erwähnte Konsens deutliche Risse. Der Trump-nahe US-Staatsanwalt Ed Martin etwa, der verschwörungstheoretisch behauptet, die US-Wahl 2020 sei manipuliert gewesen und man habe Trump seines Sieges im Kampf um die Präsidentschaft beraubt, adressiert seine Kritik am Einfluss des Digitalen auf den öffentlichen Meinungsdiskurs nicht etwa in Richtung tendenziell deregulierter Plattformen wie X von Elon Musk oder Trumps Truth Social, sondern auf möglichst…

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