Die Rezensentin

Miriam Zeitler studiert Politikwissenschaft und Ethnologie an der Universität Tübingen und arbeitet am dortigen Institut für Politikwissenschaft als studentische Hilfskraft.

Bücher zur Thematik der sozial-ökologischen Transformation

„Die Grenzen des Wachstums“ war der Titel des 1972 veröffentlichten Berichts des Club of Rome, einer Gruppe interdisziplinärer Wissenschaftler*innen, die sich für die nachhaltige Entwicklung im Gegensatz zum aktuellen „Irrweg der Menschheit“ einsetzten. In diesem Bericht wurde für eine radikale Änderung der Art und Weise, wie wir Menschen wirtschaften, argumentiert. Er hat eine Welle an Diskussion und Forschung über Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt und Zukunft ausgelöst und deren Zusammenhänge auch der Allgemeinheit bekannt gemacht. Eines ist dabei klar geworden: Die Ressourcen unseres Planeten sind begrenzt. Umstritten bleibt allerdings, welche Konsequenzen man aus dieser Tatsache zieht. Soll zum Beispiel Wachstum verändert oder ganz abgelehnt werden? Wie haben die geforderten Veränderungen Auswirkungen auf andere Bereiche unseres Lebens? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich auch die nachfolgend vorgestellten Bücher. Sie verweisen auf den Club of Rome-Bericht und eignen sich zugleich als Einstiegswerke in die Thematik der sozial-ökologischen Transformation.

Katja Gentinetta, Niko Paech: Wachstum?
Westend Verlag: Frankfurt/M. 2022, 112 Seiten


Das Buch „Wachstum“, herausgegeben im Jahr 2022 von Lea Mara Eßer, gehört zur Reihe „Streitfrage“ des Westend Verlags. Ziel dieser Reihe ist es, umstrittene Themen aus konträren Perspektiven vorzustellen und damit zum Selberdenken anzuregen. Der*die Leser*in soll Anstöße erhalten, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Entsprechend argumentiert die politische Philosophin und Dozentin, unter anderem an den Universitäten Luzern und Zürich, Dr. phil. Katja Gentinetta für ein Wachstum im Namen der Entwicklung. Aus der Sicht des Volkswirts Prof. Dr. Niko Paech, der an der Universität Siegen den Studiengang Plurale Ökonomie lehrt, kann Wirtschaftswachstum hingegen nicht nachhaltig sein.
Beide Aufsätze beginnen jeweils mit einem Zitat und untergliedern sich in mehrere Kapitel, in denen in die Thematik eingeführt wird, Argumente begründet bzw. Gegenargumente aufgegriffen werden. Vor allem die Präsentation von Gegenargumenten macht das Buch besonders lesenswert, weil diese die Brücke zum gegensätzlichen Aufsatz bilden. Dabei besticht der geringe Umfang des Buches. Die ca. 100 Seiten können (fast) an einem Stück gelesen und so die Argumente direkt verglichen werden.
Gentinettas Essay stützt sich auf eine philosophische Herleitung über das Wesen des Menschen. So entspricht Wachstum ihrer Meinung nach dem „menschlichen Streben nach Freiheit und Entfaltung“ (17). Hierbei greift sie unter anderem auf Aristoteles zurück. Ferner stellt die Autorin aus einer historischen Perspektive die positiven Effekte des Wirtschaftswachstums für das menschliche Wohlbefinden dar. Überdies greift sie Kritikpunkte auf, wie die zunehmende Ungleichheit oder immer mehr Abfälle. Auch die Abrechnung mit der Kapitalismuskritik nach Marx kommt nicht zu kurz, die sie mit einer Diskussion…

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