Literaturtipps - POLITIKUM 3/2023

Christian Hardinghaus: Kriegspropaganda und Medienmanipulation. Was Sie wissen sollten, um sich nicht täuschen zu lassen.
Europa Verlag: Berlin u.a. 2023, 231 Seiten

Einer der Gründe, warum die USA den Viet­namkrieg verloren haben, lag in der geringen Zensur der Kriegsberichterstattung. Daraus hat man gelernt. Dass Propaganda mehr als Unterdrückung von Wahrheit ist, zeigt Christian Hardinghaus mit historischer Akribie, die den Blick auf die Gegenwart schärft. Heute weiß man, wie Deutschland im Kosovokrieg die Register gezogen hat, um die öffentliche Meinung zu gewinnen. Wird man es auch im Fall des Ukraine-Kriegs tun? Der Autor wirft den deutschen Medien hier ein doppeltes Versagen vor: Indem man die Russen verteufelt, fehlt ein besseres Verständnis für deren Manipulationen; die Nibelungentreue zur Ukraine wiederum verhindert, dass deren Beeinflussungsversuche reflektiert werden.

Rezensiert von Dr. Michael Angele, Redakteur „Der Freitag“


Horst Meier: Politische Einheit im Dissens. Variationen über Bürgerrechte und Politik. Band II.
Nomos: Baden-Baden 2022, 511 Seiten

Der Kasseler Jurist und Publizist Horst Meier arbeitet seit drei Jahrzehnten über Bürgerrechte und Rechtspolitik und hat Analysen zu den Parteiverbotsverfahren vorgelegt. Meier, der mit großem Rechtswissen die Produktivität freier Meinung und Rede betont, wurde dem breiteren Publikum über Essays und Radiobeiträge bekannt. Sein jüngster Band handelt neben Rede- und Versammlungsfreiheit u. a. von Protest, Hate Speech, Verfassungsschutz und direkter Demokratie. Seine intellektuelle Neugier und Unabhängigkeit erklären vielleicht, warum der begnadete „Bürgerrechtetexter“ Meier in gewisser Weise bis heute ein Geheimtipp ist. Diese Sammlung punktgenauer Impulse könnte aktueller nicht sein.

Rezensiert von Prof. Dr. Marcel Schütz, Professor für Organisation an der Northern Business School Hamburg


Mel Gurtov: Engaging Adversaries. Peace­making and Diplomacy in the Human Interest.
Rowman & Littlefield: Lanham 2018, 198 Seiten

Die Konfrontation zwischen Russland/China und dem Westen scheint alternativlos. Langfristig wäre eine solche Entwicklung laut dem US-Politikwissenschaftler Mel Gurtov aber nicht im menschlichen Interesse. Seine These besagt, dass Engagement grundsätzlich die bessere Strategie ist, um mit Staaten umzugehen, die als bedrohlich wahrgenommen werden. In mehreren Fallstudien beleuchtet er die Praxis des Engagements bei erfolgreichen wie gescheiterten Versuchen. Der Ansatz präsentiert einen neuen Realismus, der statt Maximierung der eigenen Macht im ausschließlich nationalen Interesse die systematische und langfristige Erschließung des gegenseitigen Nutzens von Beziehungen und Diplomatie auf mehreren Ebenen in den Mittelpunkt stellt.

Rezensiert von Dr. Alexandra Sitenko, Politische Analystin, Berlin

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