Der Autor

Prof. (em.) Dr. Heinz Bonfadelli war Prof. für Publizistikwissenschaft am Institut für Kommunikationswissensschaft und Medienforschung der Universität Zürich.

Risiken und Krisen: Die Rolle der Medien

Leisten die Medien einen konstruktiven Beitrag zur Krisenbewältigung oder tragen sie mit ihrer Berichterstattung im Gegenteil eher zur Verschärfung von Krisen bei? Gestützt auf empirische Befunde aus Deutschland und der Schweiz zur Medienberichterstattung einerseits und zur Nutzung, Bewertung und Meinungsbildung, aber auch zum Gesundheitsverhalten der Bevölkerung andererseits, lässt sich am Beispiel der Corona-Krise nachvollziehen, welche Rolle Kommunikation durch journalistische und neue Soziale Medien spielt.

Risiken und Krisen als gesellschaftliche Probleme 
Aktuelle gesellschaftliche Gesundheitskrisen wie durch den jüngsten Ausbruch der COVID-19-Pan- demie hervorgerufen, aber auch latente Gesundheitsrisiken etwa als Folge von Zigarettenrauchen, Bewegungsarmut oder Übergewicht bilden soziale Probleme, welche mehr oder weniger starke Herausforderungen des Gesundheitssystems und der damit verknüpften gesellschaftlichen Institutionen aus Politik, (Gesundheits-)Administration, Wirtschaft und Kultur nach sich ziehen. In der heutigen Informations- und Mediengesellschaft versuchen nicht zuletzt die betroffenen gesellschaftlichen Institutionen und Akteure als involvierte Stakeholder – in Deutschland etwa die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA (von Rüden et al. 2020) oder in der Schweiz das Bundesamt für Gesundheit BAG (www.bag.da- min.ch) –, solche Risiken präventiv und aktiv mittels strategischer Gesundheitskommunikation durch Corporate Communication in Form von Krisenmanagement (Raupp 2013) oder wie im Fall von COVID-19 mittels kommunikativer Gesundheitskampagnen in den klassischen journalistischen Medien sowie den neuen digitalen Kanälen und Plattformen (Bonfadelli/ Friemel 2020; Rossmann/Ziegler 2017; Stockel 2022) zu bekämpfen. Die konkrete Wirksamkeit, aber auch allfällige dysfunktionale Effekte der entsprechenden kommunikativen Maßnahmen werden von den involvierten Instanzen meist evidenzbasiert mittels empirischer Evaluation abgeklärt.

COVID-19: Herausforderung für das Gesundheitssystem und für Medien 
Der Ausbruch der Corona-Pandemie seit Beginn 2020, zuerst in Wuhan in China sowie nachher in den meisten Ländern, hat auch in Deutschland und der Schweiz zu aktiven Schutzmaßnahmen des Gesundheitssystems wie der Schließung von Läden auf Ebene von Organisationen und Verhaltensempfehlungen auf individueller Ebene geführt, kommuniziert über Gesundheitskampagnen mit Botschaften wie zu Hause bleiben, Hände waschen, Abstand halten, Corona-Tests durchführen (https://bag-coronavirus.ch/).

Diese staatlich empfohlenen, aber auch verordneten Gesundheitsmaßnahmen einerseits, sowie Corona-Kampagnen andererseits stimulierten eine breite und kontrovers geführte Risiko- und Krisenkommunikation sowohl bei Politiker*innen in den Parlamenten als auch in den Medien, welche durch unterschiedlichste und nicht zuletzt auch widersprüchliche Meinungen…

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