Der Autor

Prof. Dr. Patrick Bond lehrt Soziologie und Politische Ökonomie am Centre for Social Change der Universität Johannesburg.

Der Beitrag wurde von Johannes Varwick aus dem Englischen übersetzt.

Rohstoffindustrien und Ressourcenkonflikte in Südafrika

Von den afrikanischen Ländern, die natürliche Ressourcen exportieren, ist der überwiegende Teil Verlierer in diesem Prozess. Dabei ist sehr deutlich, dass der Abbau nicht erneuerbarer Ressourcen meist ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf den eigenen Wohlstand erfolgt. So werden Einnahmen aus dem Bergbau nicht in produktives Kapital oder Bildung reinvestiert, sondern stattdessen an Bergbauunternehmen mit Sitz im Ausland ausgelagert, faktisch eine Form der „Akkumulation durch Enteignung“. Eine systematische Antwort darauf ist allerdings noch im Entstehen begriffen.

Die systematische Gewinnung von Rohstoffen aus Südafrika, zunächst für den europäischen, dann für den „globalen Norden“ und schließlich für einen breiteren internationalen Verbrauch, begann mit den ersten Handelsschiffen von Bartholomäus Diaz und Vasco da Gama. Auf ihre ersten Entdeckungsreisen Ende des 15. Jahrhunderts folgten bald Sklavenhändler, Händler und Siedler aus Portugal und den Niederlanden. Die erste nennenswerte südafrikanische Siedlung wurde 1652 von Jan van Riebeeck von der Niederländischen Ostindien-Kompanie auf dem Gebiet des heutigen Kapstadts gegründet. Wie bei anderen Unternehmen dieser Art war das unmittelbare Ziel die Ausrottung der einheimischen Bevölkerung, der Khoi San, um eine landwirtschaftliche Versorgung für vorbeifahrende Schiffe aufzubauen. Dem folgte eine lange Phase der Ausbeutung. Gegen die extreme rassistische Unterdrückung wurde 1912 der Afrikanische Nationalkongress (ANC) gegründet, der sich zunächst für kleinere Reformen einsetzte. Später, als militante Gewerkschafter – insbesondere aus dem Bergbausektor – mehr Einfluss ausübten, radikalisierte sich die nationalistische Bewegung und verfasste 1955 eine „Freiheitscharta“, in der sie forderte: „Der Bodenschatz unter der Erde, die Banken und die Monopolindustrie sollen in das Eigentum des gesamten Volkes überführt werden“ (Bond 2014). 

Historische Entwicklungen 

Bis in die 1970er Jahre schien die Apartheid unbesiegbar, doch dann kam die kapitalistische Krise. Nach hohen privaten Anlageinvestitionen stürzte der Goldpreis ab, was Südafrikas Handelsbilanzüberschuss rasch zunichtemachte und eine Schuldenkrise auslöste. Die privaten Anlageinvestitionen fielen von 19 % des BIP im Jahr 1980 auf unter 14 % (d. h. auf ein Niveau, bei dem lediglich abgeschriebene Maschinen ersetzt werden) im Jahr 1990 und verharren seitdem auf diesem Niveau (abgesehen von einem Aufschwung im Rohstoff-Superzyklus 2006–2014, der hauptsächlich den Bergbausektor betraf). Von Mitte der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre hatte eine Kombination aus…

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