Die Rezensentin

Brigitte Young, Professorin (em.) für Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

Das streitbare Buch 2/2022

  • Markus K. Brunnermeier: Die Resiliente Gesellschaft. Aufbau Verlage: Berlin 2021, 336 Seiten. Englisches Original: The Resilient Society, Endeavor Literary Press: Chambersburg, PA 2021

Die mit dem renommierten Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2021 ausgezeichnete Publikation Die Resiliente Gesellschaft von Markus Brunnermeier, Finanzökonom, Princeton Universität, veranschaulicht eindrucksvoll, wie die Covid-19-Pandemie als Lehrstück dafür benutzt werden kann, wie zukünftig auf negative nationale und internationale Schocks mit Resilienz zu reagieren wäre. Covid 19 konfrontierte Individuen, ganze Gesellschaften, ökonomische Sektoren sowie Finanzbereiche mit bisher unvorhergesehenen Auswirkungen. Brunnermeier geht es nicht darum, Risiken gänzlich zu vermeiden. Vielmehr liegt sein Interesse darin, einen Social Contract für eine resiliente Gesellschaft zu konzipieren, in der Individuen, Institutionen, Gesellschaften und Nationen sich von negativen Schocks wieder erholen können. Mangelnde Resilienz kann sich nämlich schnell zu Kipppunkten entwickeln, die eine individuelle oder gesellschaftliche Erholung in einer risikoreichen globalisierten Welt verhindern oder schwierig werden lassen. 

Der Begriff Resilienz steht im Zentrum des Analyserahmens. Brunnermeier unterscheidet zwischen Resilienz und Robustheit. Mit Resilienz wird die Fähigkeit zurückzufedern verbunden (ability to rebound), während Robustheit mit der Fähigkeit standzuhalten assoziiert wird (ability to resist). Der Autor veranschaulicht dies mit der Anspielung auf das Gedicht von Jean de La Fontaine, mit dem Titel ‚Die Eiche und das Schilf‘. In einem Gewitter kann die Eiche trotz ihrer Robustheit abknicken, das Schilf biegt sich im Wind und erholt sich nach dem Sturm. Wenn die Eiche einmal umgefallen ist, ist eine Wiederherstellung nicht mehr möglich. Eine weitere Differenzierung macht Brunnermeier zwischen Resilienz und Risiken. Der Unterschied liegt darin, dass Resilienz sich auf die Fähigkeit bezieht, sich nach einem Schock zu erholen. Im Vergleich dazu, beziehen sich Risiken auf Frequenz und Umfang von Krisen. 

Resilienz ist somit auch immer mit Nachhaltigkeit verbunden, da der Mangel an Resilienz eine Gesellschaft schnell an den Rand der Tragfähigkeit und zu nachteiligen Rückkopplungseffekten führen kann, die die soziale Brüchigkeit und gefährliche Kipppunkte vorantreiben. Nach Brunnermeier würde die Menschheit profitieren, wenn nach den nächsten Krisen – seien es große Internetstörungen, eine Cyberattacke, eine katastrophale Klimakrise – ein kollektiver Social Contract die gesellschaftliche Resilienz erhöht und dadurch Individuen schützt. 

Das Analyseraster der makroökonomischen Resilienz erschließt Brunnermeier im dritten Teil des Buches in verschiedenen Feldern wie öffentliche Gesundheit, Innovation, Finanzmärkte und Zentralbanken, Regierungsschulden,…

Weiterlesen mit POLITIKUM+

Lesen Sie diesen und alle weiteren Beiträge aus Politikum im günstigen Abonnement.
Mit Ihrem Abonnement erhalten Sie die vier gedruckten Politikum-Ausgaben im Jahr sowie vollen Zugriff auf alle Politikum+ Beiträge des Online-Angebots.
Jetzt abonnieren
Sie haben Politikum bereits abonniert?
Jetzt anmelden

Im Abonnement kein Heft verpassen

Ein Beitrag aus