Die Autor*innen

Felix Kirchhof ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt DiPolBAs.

Dario Kroll ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt DiPolBAs.

Prof. Dr. Gudrun Hentges leitet den Lehr- und Forschungsbereich Politikwissenschaft, Bildungspolitik und politische Bildung an der Universität zu Köln.

„Über aktuellen Antisemitismus haben wir eigentlich nie groß geredet …“

Schüler*innenperspektiven auf Antisemitismus und Verschwörungstheorien

Antisemitismus und Verschwörungsdenken stellen politische Bildungsarbeit vor neue Herausforderungen. Inwiefern tauchen u. a. antisemitische Verschwörungserzählungen im Handlungsfeld Schule auf? Welche Erkenntnisse lassen sich daraus für die politische Bildung ableiten? Ausgewählte qualitative Forschungsergebnisse des Theorie-Praxis-Projekts DiPolBAs.

Der Terrorangriff der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung im Süden Israels am 7. Oktober 2023 und die darauffolgende Bodenoffensive des israelischen Militärs (IDF) im Gaza-Streifen führ(t)en international und national zu heftigen Reaktionen und kontroversen Debatten in den Zivilgesellschaften und Bildungssystemen. Seit dem 7. Oktober 2023 kommt es im Bundesgebiet zu einer starken Zunahme des Antisemitismus; dieser äußert sich u. a. in einem massiven Anstieg antisemitischer Straftaten und einer weiten Verbreitung antisemitischer Ideologien. Jüdisches Leben ist infolgedessen in der Öffentlichkeit kaum noch sichtbar. Auch Verschwörungsdenken erlebt seit dem 7. Oktober 2023 eine erneute Konjunktur. Israel, der Zionismus und Juden*Jüdinnen geraten in den Fokus. So wird u. a. behauptet, dass die israelische Regierung die Terroranschläge bewusst zugelassen habe, um eigene geheime Pläne umzusetzen (Rathje/ Holnburger/Heuer 2023). Hier zeigt sich exemplarisch, dass (antisemitische) Verschwörungserzählungen in der Gesellschaft latent vorhanden sind und aufgrund konkreter Ereignisse virulent werden – vor allem in Zeiten multipler Krisen. 

In der Gegenwart wirkt Verschwörungsdenken als „ein Symptom wie ein Katalysator einer autoritären Tendenz der Gesamtgesellschaft und des ‚kulturellen Klimas‘“ (Hessel u. a. 2022, 22, Hervorhebung im Original). Antisemitismus wie Verschwörungsdenken bedrohen Juden*Jüdinnen und gefährden die Demokratie. In dem Theorie-Praxis-Projekt DiPolBAS gingen wir der Frage nach, inwiefern sich (antisemitische) Verschwörungserzählungen im Handlungsfeld Schule finden lassen und welche Erkenntnisse sich daraus für die politische Bildung gegen Verschwörungsdenken und die antisemitismuskritische Bildungsarbeit ableiten lassen. Bei dem Themenfeld Schüler*innenperspektiven auf Antisemitismus und Verschwörungstheorien handelt es sich weitgehend um ein Forschungsdesiderat. Die Präsentation der Forschungsergebnisse basiert auf der Bedarfsanalyse des DiPolBAs-Projektes, welches u. a. Bildungsmaterialien gegen (antisemitisches) Verschwörungsdenken entwickelt hat. Im Rahmen des Verbundprojekts der Universität zu Köln, der Technischen Hochschule Köln und der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V. wurden im Herbst und Winter 2022 unter anderem 17 Gruppendiskussionen mit Schüler*innen durchgeführt.

Die Bedarfsanalyse wurde an zahlreichen weiterführenden Schulen…

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