„Über aktuellen Antisemitismus haben wir eigentlich nie groß geredet …“
Schüler*innenperspektiven auf Antisemitismus und Verschwörungstheorien
Antisemitismus und Verschwörungsdenken stellen
politische Bildungsarbeit vor neue Herausforderungen.
Inwiefern tauchen u. a. antisemitische
Verschwörungserzählungen im Handlungsfeld Schule auf?
Welche Erkenntnisse lassen sich daraus für die politische
Bildung ableiten? Ausgewählte qualitative
Forschungsergebnisse des Theorie-Praxis-Projekts DiPolBAs.
Der Terrorangriff der Hamas auf die israelische
Zivilbevölkerung im Süden Israels am
7. Oktober 2023 und die darauffolgende Bodenoffensive
des israelischen Militärs (IDF)
im Gaza-Streifen führ(t)en international und
national zu heftigen Reaktionen und kontroversen
Debatten in den Zivilgesellschaften
und Bildungssystemen.
Seit dem 7. Oktober 2023 kommt es im
Bundesgebiet zu einer starken Zunahme des
Antisemitismus; dieser äußert sich u. a. in
einem massiven Anstieg antisemitischer
Straftaten und einer weiten Verbreitung
antisemitischer Ideologien. Jüdisches Leben
ist infolgedessen in der Öffentlichkeit kaum
noch sichtbar.
Auch Verschwörungsdenken erlebt seit
dem 7. Oktober 2023 eine erneute Konjunktur.
Israel, der Zionismus und Juden*Jüdinnen
geraten in den Fokus. So wird u. a. behauptet,
dass die israelische Regierung die Terroranschläge
bewusst zugelassen habe, um
eigene geheime Pläne umzusetzen (Rathje/
Holnburger/Heuer 2023). Hier zeigt sich exemplarisch,
dass (antisemitische) Verschwörungserzählungen
in der Gesellschaft latent
vorhanden sind und aufgrund konkreter Ereignisse
virulent werden – vor allem in Zeiten
multipler Krisen.
In der Gegenwart wirkt
Verschwörungsdenken als „ein Symptom
wie
ein Katalysator einer autoritären Tendenz
der Gesamtgesellschaft und des ‚kulturellen
Klimas‘“ (Hessel u. a. 2022, 22, Hervorhebung
im Original). Antisemitismus wie Verschwörungsdenken
bedrohen Juden*Jüdinnen und
gefährden die Demokratie.
In dem Theorie-Praxis-Projekt DiPolBAS
gingen wir der Frage nach, inwiefern sich
(antisemitische) Verschwörungserzählungen
im Handlungsfeld Schule finden lassen und
welche Erkenntnisse sich daraus für die politische
Bildung gegen Verschwörungsdenken
und die antisemitismuskritische Bildungsarbeit
ableiten lassen.
Bei dem Themenfeld Schüler*innenperspektiven
auf Antisemitismus und Verschwörungstheorien
handelt es sich weitgehend
um ein Forschungsdesiderat. Die Präsentation
der Forschungsergebnisse basiert auf
der Bedarfsanalyse des DiPolBAs-Projektes,
welches u. a. Bildungsmaterialien gegen (antisemitisches)
Verschwörungsdenken entwickelt
hat. Im Rahmen des Verbundprojekts
der Universität zu Köln, der Technischen
Hochschule Köln und der Kölnischen Gesellschaft
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
e. V. wurden im Herbst und Winter 2022
unter anderem 17 Gruppendiskussionen mit
Schüler*innen durchgeführt.
Die Bedarfsanalyse wurde an zahlreichen
weiterführenden Schulen…
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