Die Autoren

Dr. Felix Syrovatka ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin.

Dr. Tobias Haas ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam im Projekt „Sozialer Strukturwandel und responsive Politikberatung in der Lausitz“.

Von Kohle und Öl über Erdgas zum Wasserstoff?

Globale Wirtschaftsverflechtungen sind ohne globale Energieinfrastrukturen nicht möglich. Seit der Industrialisierung wurden die Grundlagen dafür geschaffen, dass immer mehr fossile Energieträger extrahiert und an die Orte ihrer Verbrennung transportiert wurden. Der Klimawandel erfordert nun einen raschen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern. Doch wie sehen die Infrastrukturen im postfossilen Zeitalter aus? Und welche Rolle spielt dabei Wasserstoff?

Die Entwicklung des Kapitalismus ist untrennbar mit der Nutzung fossiler Energieträger und der Etablierung entsprechender Infrastrukturen verbunden. Beides ist essenziell für das scheinbar grenzenlose ökonomische Wachstum. Fossile Energieträger und ihre notwendigen Infrastrukturen sind im wahrsten Sinne des Wortes der Treibstoff der globalen Güterproduktion und des globalen Handels. Die Förderung, der Transport und die Verarbeitung von Energieträgern waren historisch immer auch mit globalen Macht- und Herrschaftsverhältnissen verbunden und Auslöser für geopolitische Konflikte. Denn wer die Energieinfrastrukturen kontrolliert und die damit verbundenen Technologien und Standards definieren kann, besitzt auch eine dominante Rolle im Welthandel.

Die Erfindung der Dampfmaschine im 18. Jahrhundert gab den Startschuss für die immense Ausweitung der Nutzung fossiler Energieträger. Mit ihr konnte erstmals eine industrielle Produktion von Gütern realisiert werden. Bestehende Produktionsverfahren wurden revolutioniert und in Teilen bereits automatisiert. Es kam zu einer massiven Steigerung der Arbeitsproduktivität. Zugleich bot sie die Möglichkeit, das mit der Industrialisierung stark anwachsende Transportvolumen von Gütern (und Menschen) immer schneller zu bewerkstelligen. Zentral war dafür zunächst die Dampfschifffahrt, die die Transportgeschwindigkeit weitgehend von der Wetterlage entkoppelte und damit planbarer und schneller machte. 

Das Zeitalter der Kohle
Gleichwohl war das Wachstum der Produktion eng gekoppelt an den stetigen Zuwachs des energetischen Inputs, der Kohle. Entsprechend wurden Infrastrukturen geschaffen, die die Extraktion, den Transport und die Verbrennung der Kohle in einem immer größeren Maßstab möglich machten. Immer neue Kohlegruben wurden erschlossen, Flüsse schiffbar gemacht, neue Fabriken gebaut. In England, das im 18. und 19. Jahrhundert das Zentrum der Industrialisierung gewesen ist, ermöglichten neue Kanalsysteme – wie etwa der im Jahr 1761 eröffnete Bridgewater-Kanal –, die stetig wachsenden Mengen an Kohle und Stoffen in die Textilfabriken des Landes zu bringen, fertige Textilgüter abzutransportieren und in die Welt zu verschiffen. Durch die Erfindung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert konnte der Transport erheblich beschleunigt – und die Preise gesenkt – werden. Die Industrialisierungsprozesse erstreckten sich von England ausgehend auf immer mehr Länder und bildeten die Grundlage für ein…

Weiterlesen mit POLITIKUM+

Lesen Sie diesen und alle weiteren Beiträge aus Politikum im günstigen Abonnement.
Mit Ihrem Abonnement erhalten Sie die vier gedruckten Politikum-Ausgaben im Jahr sowie vollen Zugriff auf alle Politikum+ Beiträge des Online-Angebots.
Jetzt abonnieren
Sie haben Politikum bereits abonniert?
Jetzt anmelden

Im Abonnement kein Heft verpassen

Ein Beitrag aus